Veranstaltung vom 08. November 2002
Zum zweiten Mal fand am 08. November 2002 die Veranstaltung "KulturKontakte" statt.
Nach der Pilotveranstaltung in L�neburg im letzten Jahr war das Stadeum in Stade der Treffpunkt
f�r den Dialog zwischen Kultur und Wirtschaft.
Gro� war das Interesse an der Initiative, die von der Bezirksregierung L�neburg initiiert und als
Gemeinschaftsprojekt mit der Handwerkskammer L�neburg-Stade und den Industrie- und Handelskammern
L�neburg-Wolfsburg und Stade durchgef�hrt wurde.
Bereits zum festlichen Auftakt der Veranstaltung, die in diesem Jahr vom Landschaftsverband Stade getragen und
gemeinsam mit der Bezirksregierung L�neburg organisiert wurde, waren mehr als 400 G�ste ins Stadeum gekommen,
darunter �ber 100 WirtschaftsvertreterInnen und 50 Kulturinstitutionen aus dem gesamten Regierungsbezirk.
Auch in diesem Jahr hat Dr. Susanne Knorre, Ministerin f�r Wirtschaft, Technologie und Verkehr die
Veranstaltung in Stade offiziell er�ffnet und f�r das Fortkommen des "im Land einmaligen" Projektes alle Hilfe angeboten.
Den Kontakt von Wirtschaft und Kultur zu intensivieren und daf�r neue Impulse zu geben haben wir im Vergleich zum
Vorjahr deutlich verst�rken k�nnen. Unsere Erwartungen wurden sogar deutlich �bertroffen. Dies macht Mut und gibt
Motivation diesen Prozess im Rahmen der Aufgabe "Regionalmanagement" der Bezirksregierung L�neburg
fortzusetzen und zu intensivieren.
Dieses zun�chst auf drei Jahre angelegte Projekt, das f�r diesen Zeitraum unter der Schirmherrschaft des
Ministers f�r Wissenschaft und Kultur Thomas Oppermann steht, geht im n�chsten Jahr in die entscheidende Phase.
Wir werden diskutieren, wie ab 2004 die Durchf�hrung finanziert und organisiert, wie zuk�nftig die Akzente gesetzt werden sollen.
Wichtig ist, dass sich viele an diesem Prozess beteiligen und sich Kultur und Wirtschaft aktiv einbringen.
Das Engagement des Einzelnen ist wichtig f�r das kulturelle Umfeld. Das kulturelle Umfeld ist wichtig als
Standortfaktor f�r die Wirtschaft und dient der Identifikation der Bev�lkerung mit der Region.
Dem Ziel, �ber die Veranstaltung mit ihren Beitr�gen zu informieren, die Bandbreite der kulturellen
Leistung zu zeigen und f�r das Projekt zu werben dient die 2. Dokumentation.
Die n�chsten "KulturKontakte" werden am 05. Dezember 2003 in Celle veranstaltet.
Die Tr�gerschaft hat die Stadt Celle �bernommen, die gemeinsam mit der Bezirksregierung L�neburg diese
Veranstaltung organisiert und sie wieder als Gemeinschaftsprojekt mit der Handwerkskammer L�neburg-Stade
und den Industrie- und Handelskammern L�neburg-Wolfsburg und Stade durchf�hrt.
Die 2. Dokumentation kann bei der Projektleitung angefordert werden.
Referate auf der Veranstaltung
Kultur und Wirtschaft - eine Partnerschaft zu beiderseitigem Nutzen!
Brigitte Feldtmann,
Feldtmann kulturell gem. GmbH, Hamburg
Beginnen m�chte ich mit meinem pers�nlichen Hintergrund:
Gegr�ndet hat die Firma im Jahr 1900 mein Gro�vater Heinrich Feldtmann.
Das Unternehmen wurde bis zu meinem Ausscheiden als Familienunternehmen gef�hrt.
Der Feldtmann R�hrenhandel ist spezialisiert auf:
- Haus-, Hof- und Stra�enentw�sserung
- Wasser- und Gasversorgung
Die Fachberatung steht im Mittelpunkt.
Am 20. M�rz 2000 konnten wir das 100 j�hrige Bestehen des Unternehmens feiern, das sich in dieser Form bew�hrt hatte.
Die Firma ist marktf�hrend in der Region Norddeutschland und hat Standorte neben Hamburg in Kiel, Schwerin und Rostock.
Mit 155 Mitarbeitern werden 115 Mio DM Umsatz erwirtschaftet.
Zu meiner Person in K�rze:
Geboren wurde ich 1939. Ich schloss das humanistische und musisch ausgerichtete Gymnasium mit Abitur ab.
Der fr�he Tod des Vaters war f�r mich berufswegentscheidend. Es folgte 1961/63 die Lehrzeit als Industriekaufmann.
Sehr fr�h musste ich bereits Verantwortung als Juniorchefin �bernehmen. Meine musischen Interessen musste
ich zur�ckstellen. Es folgte das Ausscheiden der Mutter als Seniorchefin. 1975 wurde ich dann Alleingesellschafterin.
Meine pers�nlichen Neigungen und Aufgabenfelder liegen in den Bereichen: Organisation, Menschenf�hrung, Marktpolitik, Bauen und Architektur.
Nachfolgeregelung:
Seit 1990 begann ich mit dem Aufbau eines Juniornachfolgers. Dies scheiterte leider. Die Entscheidung, das Unternehmen zu verkaufen, war schmerzlich und bedurfte einer langen und sorgf�ltigen Vorbereitung. Es folgte die �bergabe an den besten Bewerber: den Familienkonzern C & G. 40 Jahre Unternehmensf�hrung gehen schnell vorbei, sind aber genug (auch f�r das Unternehmen).
Begleitmusik:
1990 begann ich, auch aus Freude am sch�nen Betriebsgeb�ude, private Erfahrungen mit Festspielen umzusetzen und Konzertveranstaltungen im eigenen Betrieb im Lichthof und im Fasskeller durchzuf�hren.
Es folgte die Ausweitung auf weitere gesch�ftliche Regionen (bis heute 70 Konzerte im eigenen Haus, mehr als 20 au�er Haus in Schwerin, Ahrensburg, Rendsburg).
Anstelle von Eintrittsgeldern wurde um Spenden gebeten, die z. B. zur F�rderung der Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern (Gro�projekt "Alexandrine") eingesetzt wurden.
Es kam schlie�lich zur Gr�ndung von Feldtmann Kulturell gem. GmbH mit der Spezialisierung auf musikalische Nachwuchsf�rderung, zeitgen�ssische Musik und Denkmalpflege.
Als �ffentliche Anerkennung erhielt ich f�r 10 Jahre Kulturf�rderung am 1. April 2000 den KulturMerkur, der von der Handelskammer Hamburg und der Hamburgischen Kulturstiftung vergeben wird.
Fortf�hrung des kulturellen Engagements im Unruhestand:
- Die Fortf�hrung der Konzertveranstaltungen im eigenen Betriebsgeb�ude habe ich beibehalten.
- Ich wirke bei der Pr�fung und Mitwirkung bei Gro�projekten mit. Wichtig ist die anschlie�ende Ergebniskontrolle.
Eine Auswahl von F�rderprojekten 2002 und 2003:
- Kammermusikkurs in Schleswig-Holstein Nordkolleg
- Jugendmusikprojekt in Hamburg
- Jugendakademie "Sommerliche Musiktage Hitzacker"
- F�rderung des Konservatoriums in Schwerin
- Unterst�tzung von laufenden Initiativen, die der kulturellen Bildung der Jugend dienen
Beweggr�nde f�r M�zenatentum:
Vorbilder waren die Eltern, Freund K�rner, Stifter K�rber.
Ich m�chte selbst als Vorbild wirken.
Motivation im Unruhestand:
- T�tigkeit in Stiftungen
- �ffentlichkeitsarbeit
- Imagef�rderung f�r das Unternehmen
- Gemeinwohl vom Familienunternehmen auf die Gesellschaft �bertragen
Botschaft an das Auditorium und an die Unternehmer im Saal, die ich allerdings hinterher im Gespr�ch vermisst habe (nachtr�gliche Anmerkung Brigitte Feldtmann):
- Man ist dem Gemeinwohl verpflichtet als Unternehmer. Dabei kommt es nicht auf die H�he des Geldbetrages allein an.
- Man muss fachlichen Sachverstand entwickeln, Nischen suchen, die einem selbst Spa� bringen.
- Man muss in der Spezialisierung Profil gewinnen, um damit gezielt z. B. kulturelle Bildung zu f�rdern und Initiativen zu unterst�tzen.
- Die Nachhaltigkeit der Investition muss dabei wie im Unternehmen �berpr�ft werden.
ZITAT KulturMerkur:
"Jeder Unternehmer, Manager kommt im Laufe seines (erfolgreichen) Lebens an den Punkt, an dem er sich fragt: Wo kann ich �ber den eigenen Firmenradius hinaus einen politischen, n�tzlichen Beitrag leisten. Kulturf�rderung ist f�r mich ein Beitrag zum Gemeinwohl. Der Nutzen ist nicht in Geld messbar; dem Image und dem eigenen Selbstwertgef�hl verleiht er Kraft und St�rke."
Kultur und Wirtschaft - eine Partnerschaft zu beiderseitigem Nutzen!
G�tz von Engelbrechten,
Vorstandsvorsitzender der Nordzucker AG, Braunschweig
1. Einleitung:
Kultur und Wirtschaft - eine Partnerschaft zu beiderseitigem Nutzen!
Die Behandlung dieser Thematik soll gegenwartsbezogen erfolgen, obwohl es reizvoll w�re, die historischen Wurzeln des Beziehungsgeflechts Kultur und Wirtschaft aufzuzeigen und hieraus unter dem Motto: "Ohne Herkunft keine Zukunft" Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber daf�r fehlt die Zeit, d. h. Ausgangslage und Perspektiven des Verh�ltnisses von Kultur und Wirtschaft sind f�r unser gemeinsames Verst�ndnis naheliegender. Trotzdem m�chte ich drei Thesen an den Anfang meiner Ausf�hrungen stellen.
1. Der Begriff Kultur in seinem historischen Kontext schlie�t Wirtschaft mit ein oder anders ausgedr�ckt, ohne Wirtschaft w�re die Entwicklung gro�er Kulturen vor und nach Christi undenkbar gewesen! Bezeichnenderweise sind diese Hochkulturen aus den sogenannten Ackerkulturen entstanden, die den Wechsel von sammelnden und jagenden Nomaden in die Sesshaftigkeit markierten und nur durch die Nutzung der Produktionsfaktoren dauerhaften Wohlstand erlangten und vielf�ltige, zun�chst streng religi�s gebundene kulturelle Leistungen hervorbrachten.
2. Partnerschaft zwischen Kultur und Wirtschaft ist kein Novum, sondern ein Ph�nomen, das die europ�ische Kulturgeschichte bestimmt und gepr�gt hat und seinen Niederschlag in der bildenden Kunst, in Literatur und Musik gefunden hat. Heinrich Heine wurde jahrelang durch den reichen Onkel in Hamburg finanziell unterst�tzt und hatte dadurch die wirtschaftliche Unabh�ngigkeit, um als einer unserer gro�en Dichter zu wirken.
Auf dem Marktplatz in Bremen steht gegen�ber dem prachtvollen Rathaus das Haus Sch�tting, die heutige Handelskammer. In sichtbarer Symbiose verbindet das Haus Sch�tting Kultursinn mit kaufm�nnischem Erfolg. Das Haus dokumentiert in norddeutsch gebremster Prachtentfaltung gleicherma�en das Selbstbewusstsein der gro�en Bremer Kaufmannsfamilien, die gegen�ber der staatlichen Gewalt nicht zur�ckstecken wollten, wie auch deren ausgepr�gten Kultur- und Gemeinsinn.
Die Medici's in Florenz waren Unternehmer und M�zene zugleich und haben uns zahlreiche steinerne und marmorne Zeugnisse der Renaissance hinterlassen, vor denen wir heute noch staunend stehen.
3. Der Wohlfahrtstaat (mit seinen sichtbaren Sp�tfolgen, immer mehr "Privat" in immer mehr "Staat" umzuwandeln und den Begriff der Gleichheit gegen�ber dem Begriff der Freiheit zu favorisieren), hat gro�e Teile des Kulturbetriebs vereinnahmt und damit �ber viele Jahre private Initiativen weitgehend erlahmen lassen.
Aufgrund der in Deutschland vorhandenen hohen Steuerlast ist der Staat dabei moralisch geradezu verpflichtet, weit mehr als die kulturelle "Grundversorgung" f�r die B�rger bereit zu stellen. In den letzten Jahren st��t der Staat jedoch aufgrund seines vielf�ltigen versorgungsorientierten und wohlfahrtsstaatlichen Engagements und seines dabei nicht immer effizienten Mitteleinsatzes zunehmend an finanzielle Grenzen und ist auf die Wirtschaft angewiesen, wenn es nicht zu Ver�dungen in der Kulturlandschaft kommen soll. Die traditionell enge Verflechtung der Kultur mit allen anderen Lebensbereichen rechtfertigt es aus meiner Sicht, dass sowohl Staat als auch Wirtschaft die Kultur zu ihrem Anliegen machen.
Nach diesen einleitenden Ausf�hrungen m�chte ich meinen Vortrag wie folgt untergliedern: Gestatten Sie mir zun�chst kurz einige Worte zu meinem pers�nlichen und beruflichen Hintergrund. Anschlie�end m�chte ich die Kulturfinanzierung in Deutschland und dabei insbesondere das Kultursponsoring schlaglichtartig beleuchten, bevor ich mit einigen kritischen Anmerkungen zum Verh�ltnis von Kultur und Wirtschaft und daraus abzuleitenden Forderungen abschlie�e.
2. Pers�nlicher und beruflicher Hintergrund
Wenn man sich dazu entschlie�t, einen solchen Vortrag zu halten ist es, glaube ich, notwendig, kurz den eigenen pers�nlichen Hintergrund zu schildern:
Als Chef der Nordzucker AG f�hre ich seit rund 11 Jahren ein Unternehmen mit 20.000 R�ben anbauenden Aktion�ren, die als landwirtschaftliche Unternehmer f�r die Erhaltung unserer vielgestaltigen Kulturlandschaft verantwortlich sind und damit einen neben ihrer �konomischen Zielsetzung wichtigen landeskulturellen Beitrag leisten.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Werke unserer gro�en Schriftsteller im 19. Jahrhundert, die in Lyrik und Prosa immer wieder die abwechslungsreiche Sch�nheit von Wald, Feld und Flur gepriesen haben. Ohne eine funktionierende Landwirtschaft w�rde sich das kulturelle Leben zunehmend weiter auf die St�dte verlagern, deren verbindende Verkehrsadern durch immer mehr Wald und lediglich Inseln bestimmter Leitunkr�uter (wie z. B. Brennnessel und Distel) f�hren w�rden.
Ich selber bin mit Land und Landschaft eng verbunden und sehe daher unter anderem in der Kulturpflege alter Bauernh�user, Kirchen und Gutsh�user - in der Regel auf Basis pers�nlicher oder privater finanzieller Initiative - einen wichtigen kulturellen, vielfach viel zu wenig beachteten Beitrag zur Erhaltung gerade eben dieser Kulturlandschaft.
Auch f�r mein Unternehmen, die Nordzucker AG, gilt, dass Wirtschaft und Kultur in engem Dialog miteinander stehen und sich gegenseitig befruchten - in unserem Fall speziell mit Schwerpunkt in den l�ndlichen Regionen. Die Nordzucker AG konzen-triert sich neben der Unterst�tzung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die sich mit der Weiterentwicklung bestimmter Bereiche der Landwirtschaft in �konomischer und �kologischer Hinsicht besch�ftigen, auf die gezielte Kulturf�rderung an den Standorten unserer Werke bzw. Zuckerfabriken. Dazu geh�rte beispielsweise ein Sponsoring des "Hundertwasser-Bahnhofes" in Uelzen oder die Beteiligung an der James-Rizzi-Ausstellung dort. Aus meiner Sicht ist das kulturelle Umfeld auch immer ein nicht zu untersch�tzender Standortfaktor f�r die Wirtschaft.
2. Kulturfinanzierung in Deutschland
Lassen Sie mich nun kurz die Dimensionen der Kulturf�rderung in Deutschland skizzieren, wenngleich es nur schwer m�glich ist, die private Kulturf�rderung in der Bundesrepublik verl�sslich und umfassend in Zahlen darzustellen. Die Aussage, dass die private Kulturfinanzierung in Deutschland zwischen 7 und 10 Prozent der �ffentlichen Kulturfinanzierung ausmacht, scheint aber vertretbar.
Vier Formen der privaten Kulturfinanzierung kann man voneinander abgrenzen. Die Unterscheidung ist sowohl inhaltlich als auch rechtlich und steuerlich begr�ndet, wobei die �berschneidungen vor allem in der praktischen Umsetzung vielf�ltig sind:
1. Spenden aus privaten Haushalten und Unternehmen
2. Zuwendungen durch Stiftungen
3. Sponsoring
4. Werbung
Auf das Thema Werbung in Verbindung mit Kunst und Kultur werde ich hier nicht weiter eingehen. Auch zahlenm��ig ist dieser Bereich nicht genau erfasst.
Zu den Spenden:
Die Zuwendungen aus privaten Haushalten und Unternehmen sind - wie schon gesagt - zahlenm��ig nicht genau erfasst.
Das Spendenaufkommen in Deutschland betrug aber nach Sch�tzungen einer EMNID-Studie im Jahr 2000 insgesamt, d. h. private Spenden und Unternehmensspenden, 5 Milliarden Euro. Nach Sch�tzungen flie�t jedoch davon nur 1 Prozent, d. h. 50 Millionen Euro, maximal in die Kultur. Der Stifterverband f�r die deutsche Wissenschaft geht davon aus, dass im Jahr 2000 insgesamt, d. h. in den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Soziales, ca. 600 Mio � an Unternehmensspenden flossen.
Spenden bzw. Zuwendungen sind eine Form der Kunst- und Kulturf�rderung, die von Privatpersonen oder Unternehmen get�tigt werden. Beweggrund hierf�r ist die gesellschaftliche Verantwortung, die die Geber �bernehmen wollen.
Zu nennen sind hier vor allem auch die vielen F�rdervereine der Museen und Theater, private Spender und Wirtschaftsunternehmen, die einen unverzichtbaren Beitrag zur F�rderung von Kunst und Kultur leisten. Sie tun dies aus freiem Antrieb, aus Einsicht in die gesellschaftliche, politische und soziale Bedeutung von Kunst und Kultur, aus traditioneller oder familienbezogener Verpflichtung oder einfach aus Begeisterung.
Zu den Stiftungen:
Im Gegensatz zur einmaligen Spende bieten Stiftungen gerade im Sinne der langfristigen F�rderung Vorteile. Sie f�rdern Kunst und Kultur dauerhaft aus ihrem eigenen Verm�gen heraus. Stifter und Spender erwarten vom Empf�nger keine Gegenleistung. Hier handelt es sich um die klassische Form der m�zenatischen F�rderung, die vorwiegend aus altruistischen Motiven erw�chst.
Die Ertr�ge aus privaten Stiftungen betrugen im Jahr 2000 insgesamt 1 Milliarde Euro. Laut Verzeichnis deutscher Stiftungen 2000 ber�cksichtigen 13 Prozent aller Stiftungen Kunst und Kultur in ihrem Satzungszweck. Daraus k�nnte geschlossen werden, dass ca. 125 Millionen Euro von Stiftungen f�r Kultur ausgegeben werden.
Zum Sponsoring:
Beim Thema Sponsoring will ich zun�chst den Aspekt Kultursponsoring ein wenig n�her betrachten. Um die Dimension dieser Form der Kulturf�rderung zu benennen, auch hier eine Zahl: Man geht davon aus, dass rund 350 Millionen Euro j�hrlich in Form von Kultursponsoring durch Unternehmen ausgegeben werden.
3. Kultursponsoring
Lassen Sie mich nun auf die aus meiner Sicht interessanteste Auspr�gung des Austausches zwischen Kultur und Wirtschaft ausf�hrlicher eingehen: sie findet ihren Ausdruck im Kultursponsoring.
Die Gestaltungsformen des Kultursponsorings sind vielf�ltig geworden. Kultursponsoring wird von Unternehmen unterschiedlichster Gr��e und Branchen verst�rkt als flankierende Ma�nahme zu den Instrumenten der klassischen Werbung und Unternehmenskommunikation eingesetzt.
Die Notwendigkeit von Kultursponsoring wird deutlich, wenn man sich Folgendes vor Augen f�hrt: Die Kommunikation im klassischen Sinn ist durch die zunehmende Flut von Informationen schwieriger geworden. Die Verbraucher nehmen Botschaften deshalb immer selektiver wahr. Komplexit�t, Un�berschaubarkeit, Unverst�ndlichkeit und Anonymit�t nehmen zu. Die Mehrzahl der Unternehmen ist heute - auch im Zuge der Globalisierung - nicht mehr in der Lage, den Bekanntheitsgrad ausschlie�lich �ber Produkte zu vermitteln. Sie bed�rfen gegen�ber einer immer kritischer werdenden Kundschaft und �ffentlichkeit zus�tzlicher Assoziationsmechanismen.
Parallel dazu wird im Rahmen des Wertewandels von der �ffentlichkeit und bestimmten Meinungstr�gern und Meinungsmachern gefordert, dass neben der effizienten G�terversorgung und der Gew�hrleistung eines hohen quantitativen Wirtschaftswachstums auch die R�cksichtnahmen auf �kologische, politische, soziale, kulturelle und humanit�re Belange, also eine �bernahme einer gesellschaftlichen Verantwortung durch die Unternehmen stattfindet. Diesem wachsenden �ffentlichen Druck k�nnen und wollen sich Unternehmen nicht entziehen, wenn Augenma� und Entscheidungsfreiheit gewahrt bleiben. Von daher treten als Ausdruck eines modernen B�rgersinns starke und durchaus legitime wirtschaftliche Beweggr�nde, sich au�erhalb des unmittelbaren Gesch�ftszweckes zu engagieren, an die Seite - aber keineswegs an die Stelle - der prinzipiell nicht auf Gegenleistungen bedachten Philanthropie.
Sponsoring geh�rt mittlerweile zur Unternehmenskultur und ist - im Gegensatz zum sogenannten M�zenatentum - ein Gesch�ft, das auf Leistung und Gegenleistung beruht. Sehr h�ufig liegt dem Sponsoring eine vertragliche Vereinbarung zugrunde. Es besteht eine gegenseitige Nutzenerwartung: Einerseits auf der Seite der K�nstler, die durch den Sponsoringvertrag ihr Projekt ausf�hren oder generell ihre Arbeit fortf�hren k�nnen. Andererseits auf Seiten des Sponsors, der Sponsoring als unternehmenseigenes Kommunikationsinstrument einsetzt und unternehmensbezogene Ziele der Werbung oder �ffentlichkeitsarbeit verfolgt.
Kultursponsoring ist dabei nur indirekt produktorientiert. Es richtet sich eher darauf, die Steigerung des Markenwertes, des Bekanntheitsgrades, der positiven Entwicklung des Firmenimages, der Kundenbindung und eine zus�tzliche Motivation der Mitarbeiter des Unternehmens zu erreichen. Das Unternehmen wird durch das Sponsoring als Unterst�tzer oder Erhalter von kulturellen Einrichtungen �ffentlich und bricht das staatliche Monopol als �berm�chtiger Kulturbeh�rde.
Bei einer Balance der unterschiedlichen Interessen beider Gesch�ftspartner und der entsprechenden Rezeption in den Medien bringt das Kultursponsoring aus meiner Sicht gute Voraussetzungen mit, sich auch in Deutschland als verl�sslicher Faktor der Unternehmenskultur zu etablieren sowie zur F�rderung eines lebendigen Kulturbetriebes beizutragen.
Wichtig erscheint mir an dieser Stelle aber auch der Hinweis, dass die Unabh�ngigkeit und Eigenst�ndigkeit der K�nstler und ihrer Ausdrucksformen durch die finanzielle Verbindung zur Wirtschaft nicht ber�hrt werden sollte.
4. Kritische Anmerkungen zum Verh�ltnis von Wirtschaft und Kultur
Gestatten Sie mir nun noch eine subjektive Bewertung des Verh�ltnisses von Wirtschaft und Kultur.
Die Bedeutung des Kultursponsorings wird auch von der Politik anerkannt, um nicht zu sagen, die �ffentliche Hand setzt zunehmend auf private Initiativen bei der Kulturf�rderung:
Zitat: "Unternehmen leisten als Kultursponsoren einen wichtigen und nicht mehr wegzudenkenden Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Deutschland", so der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-R�melin anl�sslich eines Gespr�chs mit dem "Arbeitskreis Kultursponsoring". (Dieser Arbeitskreis ist eine Initiative des "Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI", dem Dachverband der deutschen Wirtschaft, dessen nieders�chsischer Landesvertretung ich als Pr�sident der Unternehmerverb�nde Niedersachsen seit Anfang des Jahres vorstehe.)
Problematisch ist aus meiner Sicht, dass der Staat sich aufgrund "leerer Kassen" zunehmend auf private Initiativen verl�sst und selbst eine kulturelle Grundversorgung nicht �berall mehr gew�hrleisten kann. Und dies, obwohl bei der derzeitigen H�he der Steuern und Abgaben aus meiner Sicht sehr wohl ein Anspruch zumindest auf eine fl�chendeckende Grundversorgung besteht. Der R�ckzug des Staates f�hrt zu Planungsunsicherheit bei den Kulturbetrieben und Gestaltern von Kultur, die nicht immer der Qualit�t zutr�glich ist.
Allerdings will ich als Vertreter der Wirtschaft und bekennender Anh�nger der sozialen Marktwirtschaft nicht verhehlen, dass marktwirtschaftliche Mechanismen auch im kulturellen Sektor durchaus positive Effekte haben und zu h�herer Effizienz der eingesetzten finanziellen Mittel f�hren k�nnen. Um es deutlich zu sagen: aus makro�konomischer Perspektive tr�gt Wettbewerb auch im Bereich der Kultur wohltuend dazu bei, dass die Ma�st�be der Wirtschaftlichkeit angewendet werden. Mir ist dabei jedoch bewusst, dass ein vielseitiges kulturelles Angebot nicht nur nach streng marktwirtschaftlichen Grunds�tzen bereit gestellt werden kann und sollte.
Im Verh�ltnis von Kultur und Wirtschaft aus der betrieblichen, mikro�konomischen Sicht, muss allerdings der Gedanke von Leistung und Gegenleistung h�ufig erst noch an Akzeptanz gewinnen. Die Wirtschaft ist - zumal in der derzeit konjunkturell so schwierigen Phase - im h�chsten Ma�e auf einen m�glichst effizienten Einsatz ihrer finanziellen Mittel angewiesen. Insofern wird das kulturelle Engagement von Unternehmen h�ufig auch in den Entscheidungsgremien nur dann mit getragen, wenn ein erkennbarer Nutzen f�r das Unternehmen, d. h. eine Gegenleistung durch die Kulturf�rderung deutlich wird.
Aus Sicht der Wirtschaft wird das finanzielle Engagement f�r die Kultur leider nicht immer belohnt, da das Sponsoringklima hierzulande noch nicht �berall g�nstig ist: Zum Beispiel werden in den Medien die Kultursponsoren im Gegensatz zu M�zenen und Stiftern nach wie vor nur selten genannt.
Exkurs: An dieser Stelle aus aktuellem Anlass ein Wort zu der Frage der steuerlichen Anerkennung von gemeinn�tzigen Aktivit�ten der Unternehmen:
Dem Anliegen gemeinn�tziger Projekte hat die j�ngste Diskussion der Bundesregierung �ber die K�rzung der steuerlichen Absetzungsm�glichkeit von Spenden bei Kapitalgesellschaften gro�en Schaden zugef�gt. Wie Sie wissen, hatte die Bundesregierung vor, die bisherige Praxis zu �ndern, so dass k�nftig das gemeinn�tzige Engagement von Unternehmen nicht mehr steuermindernd angesetzt werden kann.
Mit Erleichterung habe ich nun die Aussage von Bundeskanzler Gerhard Schr�der vom 25. Oktober zur Kenntnis genommen, dass der Spendenabzug f�r Unternehmen entgegen den Pl�nen des Bundesfinanzministers erhalten bleibt. Zahlreiche kleine Stiftungen und gemeinn�tzige Organisationen, die auf Spenden von Unternehmen angewiesen sind, sahen ihre Wirksamkeit und Existenz schon bedroht. Freilich hat die Entwicklung und Diskussion der letzten Wochen deutlich gemacht, dass das Vertrauen der B�rger und der Wirtschaft in die Versprechen des Staates gelitten hat, es sei ihm ernst mit der F�rderung des b�rgerschaftlichen Engagements.
Mir scheint, der Staat handelt hier nach der Devise "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass." Es bleibt das Geheimnis der neuen und alten Bundesregierung, wie sie angesichts leerer Staatskassen und der daraus resultierenden faktischen Notwendigkeit privatwirtschaftlichen Engagements f�r die Kultur just dieses Engagement der Unternehmen befl�geln will. Ich als Unternehmer f�hle mich durch diese Diskussion in meinem gesellschaftlichen Engagement jedenfalls nicht gerade ermutigt.
5. Forderungen aus Sicht der Wirtschaft
Zusammenfassend m�chte ich festhalten: Wenn man anerkennt, dass Kultursponsoring ein notwendiger Teil des Engagements der Wirtschaft f�r die Kultur und damit f�r die Zukunft unserer Gesellschaft ist, muss es das Ziel von Politik, Wirtschaft und Kultur sein, verst�rkt Unternehmen zu gewinnen, die sich engagieren und einen komplement�ren Beitrag zur Kulturfinanzierung leisten. Dieses Engagement bedarf dann auch verl�sslicher steuerlicher Rahmenbedingungen sowie einer verst�rkten Anerkennung durch die �ffentlichkeit und in den Medien.
Auch die �ffentliche Hand ist im �brigen an dieser Stelle gefordert: die Verwaltung muss durch eine intensive Beratung der Kulturinstitutionen einen Beitrag zur effizienten Finanzierung des von uns allen gew�nschten Kulturangebots leisten. Insgesamt wird es notwendigerweise auf allen Seiten zu einer st�rkeren Professionalisierung im Bereich der Kulturfinanzierung und insbesondere des Kultursponsorings kommen m�ssen. Aber letztlich ist Kultursponsoring eine Resultante der nationalen wirtschaftlichen Entwicklung, d. h. r�ckl�ufiges Wachstum, Zunahme von Insolvenzen und nachlassende Kaufkraft zwingen Unternehmen, zun�chst nicht betriebsnotwendige Aktivit�ten unter dem �berlebensaspekt verst�rkt unter die Lupe zu nehmen.
Dazu geh�rt das Kultursponsoring.
Trotzdem: Es muss unser Ziel sein, eine Atmosph�re zu schaffen, in der die vielf�ltigsten Kooperationen zwischen Kultur, Wirtschaft und �ffentlicher Hand entstehen k�nnen. Die heutige Veranstaltung ist in diesem Sinne ein wichtiger Beitrag zur Erreichung dieses Ziels.
Projektadresse:
Bezirksregierung L�neburg
Dr. Anne Fr�hauf (Projektleitung)
Auf der Hude 2
21339 L�neburg
Tel.: 04131-15-2803
Fax: 04131-15-2942
E-Mail: [email protected]
Stadt Celle
Amt f�r Kunst und Kultur
Susanne McDowell
Markt 14-16
29221 Celle
Tel.: 05141-12-355
Fax: 05141-12-495
E-Mail: [email protected]
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